Vorbemerkungen:
- Man muss beileibe nicht alles verwenden, was hier an Substraten aufgeführt ist. Bims als alleiniger, mineralischer Bestandteil tut's in den meisten Fällen auch.

- Wichtiger als x verschiedene Substratbestandteile zu kaufen ist es, geeignete Siebe zur Hand zu haben. Ich empfehle folgende Maschenweiten:
- - 1 mm: Fliegendraht oder feines Haushaltssieb. Damit kann man z.B. sehr feine Bestandteile aus mineralischen Materialien aussieben, welche im Substrat zum Verkleben führen würden. Außerdem kann man damit bei organischen Materialien eine feine Fraktion herstellen, welche man z.B. im Aussaatsubstrat verwendet.
- - 3 mm: Zur Not tut's auch ein einfaches Salatsieb aus Plastik. Die Fraktion bis 3 mm kann man z.B. verwenden als Aussaatsubstrat oder zum 1. Pikieren.
- - 6 mm: Da die meisten Vierkanttöpfe Bodenlöcher von ca. 6 mm Durchmesser haben, kann man mineralisches Material, das größer als 6 mm ist, als Drainage unten in den Töpfen verwenden.

1) Mineralische Materialien:
- Lavalith: Ist schwarz oder dunkelbraun und relativ schwer, hat meist einen pH-Wert um 7. Gute Porosität. Man bekommt es preisgünstig im Winter als salzfreies Streugranulat. Lavasand ist die feine Variante. Feinporiger Lavalith kann in seinen äußeren Hohlräumen Wasser speichern. Dies kann sich aber bei reichlichem Gießen sehr lange in diesen Poren halten und dann zu Wurzelfäule führen. Deshalb sollte man höchstens 20% Lavalith im Substrat verwenden, oder bei höherem Anteil entsprechend vorsichtig gießen.

- Bims: Ist sehr leicht, kann aber je nach Herkunft einen pH-Wert von bis zu 8,5 haben (deutscher Bims hat meist einen pH-Wert um 7, griechischer Bims dagegen einen pH-Wert von ca. 8 ). Bims hat eine sehr gute Porosität, er kann Wasser wie ein Schwamm aufsaugen. Dadurch wird einerseits bei reichlichem Gießen das Wasser in die Bimskörner und damit weg von den Wurzeln transportiert. Andererseits wird es bei längerer Trockenheit aus den Bimskörnern transportiert, und steht damit den Wurzeln zur Verfügung.

- Lechuza: Ist im Wesentlichen ein Gemisch aus Bims und Lavalit.

- Rheinsand/ Aquarienkies: Ist grau und schwer, hat einen pH-Wert von etwa 7. Keine Porosität. Je feiner die Körnung ist, desto  größer ist die Gefahr von Wurzelfäule, weil zu wenig Luft zwischen den Körnern ist. Je grober der Kies ist, desto schneller rauscht das Gießwasser durch, und steht den Pflanzen nicht mehr zur Verfügung. Von Rheinsand rate ich also generell ab, man kann ihn höchstens als Notlösung verwenden, um gekaufte, stark torfhaltige "Kakteenerde" etwas zu "verdünnen". Kies kann man als Drainage unten im Topf verwenden.

- Grubensand: Ist gelblich und schwer. Je nach Herkunft kann der pH-Wert deutlich über 7 liegen, seltener auch darunter. Keine Porosität. Gegebenfalls erst auswaschen oder die Feinbestandteile unter 1 mm aussieben.

- Perlite: Aufgeschäumtes Quarzgestein. Ist weiß, sehr leicht und der pH-Wert liegt um 7. Bekommt man sackweise als Trockenschüttung im Baumarkt. Maximal 30% zugeben. Perlite neigt beim Gießen zum Aufschwemmen, deshalb empfiehlt es sich, zum Abdecken perlitefreies Substrat zu verwenden. Als Drainage fördert Perlite aber die Wurzelbildung. Bei Aussaatsubstrat rate ich aber generell von der Verwendung von Perlite ab, weil sich darauf sehr schnell Algen bilden.

- Quarzsand: Ist weiß, schwer und der pH-Wert liegt unter 7. Keine Porosität. Erhältlich im Baumarkt. Nicht den ganz feinen Quarzsand kaufen, er verklebt garantiert. Weiteres siehe unter Rheinsand.

- Thomas Katzenstreu nicht klumpend: In der gelben Packung. Sepiolith ist weiß bis gelblich, relativ leicht und hat einen pH-Wert von über 8,5. Mittlere Porosität. Trotz des hohen pH-Werts haben einige Züchter gute Erfahrungen damit gemacht. Zur Senkung des pH-Werts kann man unten im Aussaatgefäß 1 cm hoch feuchten Torf einbringen. Neuerdings soll aber die Zusammensetzung von Thomas Katzenstreu geändert worden sein, es soll jetzt nicht mehr zur Aussaat geeignet sein.

- Blähtonbruch ist schwarz-braun, mittelschwer und hat einen pH-Wert von über 9. Mittlere Porosität. Man bekommt ihn sackweise im Baustoffhandel als Trockenschüttung (z.B. Liadrain) oder auch als Winterstreu. Wegen des hohen pH-Werts nur sehr sparsam verwenden oder ganz weglassen.

- Kieselgur: Gebrannte Diatomeenerde ist meist rötlich, leicht und hat einen pH-Wert von ca. 4,5. Sehr hohe Porosität. Erhältlich in bestimmten Kakteengärtnereien oder als Filtermaterial für Schwimmbäder oder als Avancat bei Fressnapf (nur im Onlineshop). Die Beimischung von maximal 30% Kieselgur zu Kakteenerde soll den Befall mit Schmier-, Woll- und Wurzelläusen verhindern. Der Staub von Kieselgur soll allerdings krebserregend sein.

- Seramis: Ist porig gebrannter Ton. pH-Wert um 7.

- Vermiculit: Ist ein aufgeschäumtes Glimmermineral. Er ist grau, leicht und hat einen pH-Wert von ca. 7. Hohe Porosität, wasserspeichernd und gleichzeitig belüftend.

- Styromull: Flocken aus Styropor sind weiß, sehr leicht und pH-neutral. Geringe Porosität. Wegen des geringen Gewichts und der damit verbundenen Aufschwemmung nicht geeignet.

- Zeolith: Ist eine Gruppe von Silikatmineralien. Weiß, grau, rosa oder grünlich, mittelschwer und der pH-Wert liegt meist um 7-7,5. Mittlere Porosität und hohes Wasserhaltevermögen. Zeolith fungiert als Ionenaustauscher und kann große Mengen an Ammonium-,Chlorid- und Schwermetallionen binden. Erhältlich u.a. bei Aquarien-, Teich- und Schwimmbadbedarf.

- Ziegelsplit ist rötlich, der pH-Wert liegt deutlich über 7, meist bei ca. 9. Ziegelsplit hat eine mittlere Porosität. Da die Ziegelsplitter scharfkantig sind besteht beim Umtopfen die Gefahr von Wurzelbeschädigungen.

- Akadama ist eine Art getrockneter oder leicht gebrannter Lehm aus Vulkanasche aus Japan. Der pH-Wert liegt knapp unter 7. Die Akadama-Kügelchen können einerseits Wasser speichern, andererseits zerfällt nicht gebranntes Akadama mit der Zeit eben durch die Einwirkung von Wasser, und neigt dann zum Verschlämmen.

- Lehm hat i.a. einen pH-Wert von über 7, insbesondere wenn er aus Verwitterung von kalkhaltigem Gestein entstanden ist. Er neigt ebenfalls zum Verschlämmen. Außerdem enthält in der Natur gewonnener Lehm oft Unkrautsamen und Pilzsporen, weshalb von seiner Verwendung abzuraten ist.

- (Garten)-Erde ist meist zu stark gedüngt, und enthält außerdem oft Unkrautsamen und Pilzsporen. Wer unbedingt Erde verwenden will, der sollte solche aus frisch aufgeworfenen Maulwurfshaufen verwenden, weil diese nährstoffärmer und weniger kontaminiert ist.

- Kalk und Gips: Nur wenige Kakteenarten wie Astrophytum und Aztekium mögen ein Substrat mit einem pH-Wert von über 7. Dies kann man erreichen durch Verwendung rein mineralischen Substrats und Zugabe von etwas Kalk oder Düngergips.

 

2) Organische Materialien:
- Kokosfasern: Erhält man getrocknet und gepresst in Brikettform, z.B. Kokohum. Muss vor Gebrauch erst mit Wasser aufquellen, dann muss das überflüssige Wasser erst wieder herausgedrückt (z.B. in einen alten Hemdsärmel füllen und draufstellen) und dann wieder gelockert werden. Der pH-Wert liegt bei 5-6. Kokohum besitzt hohe Struktur- und Faserfestigkeit und ein ausgezeichnetes Wasserhaltevermögen und schrumpft nicht beim Austrocknen, außerdem hat es einen hohen Luftanteil und ist frei von Unkrautsamen. Kokosfasern besitzen keine Mineralienverfügbarkeit, man sollte deshalb gleich bei der Aussaat mit schwacher Düngerlösung anstauen. Es besteht die Gefahr dass sich Trauermücken einnisten.

- Torf: Ist sehr sauer (ph-Wert um 4) und extrem mineralienarm. Als alleiniges Aussaatsubstrat unbrauchbar, aber geeignet als Beimischung zu alkalischen Materialien. Hier empfiehlt es sich, 1 cm feuchten Torf unten im Topf vor dem 1. Anstauen einzubringen. Wenn Torf trocken ist nimmt er nur sehr langsam wieder Feuchtigkeit auf. Torf zieht die Trauermücken an. Sie werden jetzt sagen "die meisten Kakteen in Baumärkten und Gartencentern stehen doch auch in reinem Torf". Aber bei diesen "Hollandkakteen" wird durch ein ausgeklügeltes Dünge- und Bewässerungsmanagement gewährleistet, dass sie gut wachsen und nicht faulen. Zu Hause bekommen sie das auf Dauer nicht hin, die "Torfkakteen" werden ihnen über kurz oder lang verfaulen.

- Blumenerde: Wird hergestellt aus gering zersetztem Torf (Weißtorf, H3-H5), heute oft auch unter Zugabe von Müllkompost und Waldhäcksel. Sie ist für Sämlinge zu stark gedüngt, als Substratbeimischung ab dem 1. Pikieren aber durchaus geeignet. Außerdem enthält sie häufig Pilzsporen und Unkrautsamen, v.a. wenn Müllkompost und Waldhäcksel untergemischt wurden. PH-Wert meist 5,5-6,5.

- Graberde: Enthält stark zersetzten Torf (Schwarztorf, H7-H9), teilweise wird noch Braunkohlenstaub beigemischt zum Abdunkeln. Der pH-Wert liegt bei ca. 5-6,5. Graberde ist meist schwächer gedüngt als Blumenerde, aber immer noch zu viel für Kakteensämlinge. Wegen des stärkeren Zersetzungsgrades meist frei von Pilzsporen und Unkrautsamen. Als alleiniges Substrat ungeeignet, aber ideal als Beimischung.

- Lignit ist ein Abfallprodukt der Braunkohlegewinnung. Er ist stärker zersetzt als Schwarztorf und daher wie Graberde zu verwenden.

- Kompost: In alten Kakteenbüchern wird oft Buchenlaubkompost als Komponente angegeben. Der pH-Wert liegt um 5-6. Allerdings sollte der Kompost sehr gut abgelagert und mehrmals umgesetzt sein (mindestens 3 Jahre alt), damit er gut verrottet ist und nicht mehr so viele Pilzsporen enthält. Je feiner er ist, desto eher besteht die Gefahr des Zuschlämmens, je grober er ist, desto größer ist die Gefahr der Verpilzung.

- Rindenmulch: Ist völlig ungeeignet, da es zum Verrotten neigt und die Trauermücken anzieht.

- Pinienrinde: Gibt es in verschiedenen Körnungen. Pinienrinde ist trocken hellbraun, feucht dunkelbraun, hat einen pH-Wert von 4,5 und verrottet nur sehr langsam. Ideal als Zuschlagstoff für die Anzucht und Kultur von Epis, dafür eignet sich die Körnung bis 5 mm, erhältlich z.B. im Gartencenter als Grabdekor.